Donnerstag, 28. November 2013

Regen

Ich bin heute aufgewacht und wurde sogleich von dicht verhangenem Himmel begrüßt. Ich hab das Grau vermisst. Irgendwie bin ich glücklicher, wenn es regnet. Da ist mehr Platz für die Gedanken, sie können raus und aufsteigen in die Wolken. Das macht die Gedanken nicht unbedingt fröhlicher, eher bedrückter, wenn sie merken, wie klein sie im Angesicht des unendlichen Himmels doch sind. Aber es macht sie auch frei. Frei von Zwängen, von Idealen und vorweggenommenen Einheitsformen. Frei von allem. Es ist schön zu sehen, wie sie für einen Moment nach oben streben, als könnten sie alles erreichen, und dann doch zurücksinken zur kalten Erde, ganz plötzlich zu schwer um noch länger zu schweben. So geht es mir jeden Tag. Jeden Tag kommt dieser eine Moment des Höhenflugs, der ganz plötzlich am Boden endet, wo ich und meine Gedanken erschöpft liegen bleiben, kraftlos und ohne Antrieb, um noch weiter nach den Sternen zu streben. Ich bleibe solange liegen, bis sich doch ein Fünkchen Hoffnung einschleicht, das irrtümlich durch die Wand aus Schwermut brechen konnte und sich nun hüten muss, nicht von der Sinnlosigkeit gefunden und erstickt zu werden. Manchmal reicht dieser Funke, um mich aufzuraffen und hochzuziehen, aber nicht für lange. Es reicht, um ein wenig zu schreiben, Klavier zu spielen, vielleicht auch eine Runde in den Wald zu fahren, um joggen zu gehen. Doch bin ich immer irgendwann wieder da und der Kopf fällt wieder schwer in die aufgestützten Hände. Aber irgendwann muss ich dann doch aufstehen und irgendwohin, in die Schule, zum Essen, jedenfalls raus aus meiner vertrauten Höhle.
Wenn meine Mitschüler und "Freunde" etwas haben, dann vor allem eins: nichts verstanden. Am allerwenigsten den Umstand, dass man grundlos traurig sein kann und am liebsten alleine sein will, im Dunkeln in Ruhe gelassen werden und sich in seinen Büchern und Musik verkriechen. Dass man kein Facebook und Skype braucht, mit niemandem reden, niemanden sehen will, nicht chatten, nicht telefonieren und auf keine Partys gehen. Das verstehen sie nicht. So eine Verhaltensweise existiert nicht in ihrem Universum aus moderner Glitzer-Gesellschaft, Alkohol, Hip Hop und Partys. Wie oft habe ich das jetzt schon gesagt? Ich weiß es nicht. Zu oft. Vielleicht nicht oft genug. Muss ich es nochmal sagen? Warum kümmert es mich überhaupt, was sie tun? Warum tut ihre Ignoranz nur so verdammt weh? Es gibt so vieles, was leichter fallen würden, wenn man doch nur wüsste, warum man auf welche Weise fühlt, wenn man ganz genau wüsste, wer man ist und nicht zweifeln würde. Es wäre so viel leichter...

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